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Aus Linas Augen.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil „Aus Linas Augen“ schildere ich euch auf knapp 70 Seiten, was ich in meiner Zeit auf der Kinderkrebsstation alles sah und beschreibe, wie ich mich dabei fühlte. Und ich schildere euch, was der Verein alles dazu beiträgt, damit es uns dabei etwas besser geht. Der zweite Teil des Buches beschreibt die Tätigkeiten des Vereins und gibt einen Überblick über die Vereins-Arbeit in den letzten 30 Jahren.

Hier eine kleine Leseprobe:
 

„Wir saßen an einem mit Basteldingen übersäten Tisch – mitten auf der Kinderkrebsstation. Obwohl ich mich zusammenkauerte, um möglichst wenig aufzufallen, hatte ich das Gefühl, jeder starrte mich an. Was die Leute wohl dachten, die hier vorbeieilten? So etwas wie: »Eine Neue. Die Arme. Ob es sie auch erwischt hat?«

Trotz meiner Angst schaute ich mich verstohlen um. Hier sah es aus wie im Gruppenraum eines Kindergartens: Bücher, Bas-telarbeiten, Bilder und Fotos überall. Man konnte die Stations-gänge rauf und runter schauen, die zwar bunt dekoriert waren, aber eindeutig Krankenhausstimmung verbreiteten. Ständig wuselten Schwestern, Eltern und natürlich Kinder herum.
Ein Mädchen zog einen rollbaren Ständer hinter sich her, an
dem Schläuche und Beutel baumelten.

Manche Kinder hatten Haare, manche nicht. Ein Junge, viel jünger als ich, saß im Rollstuhl und bretterte den Flur entlang. Viele Zimmertüren standen offen, aus einem drang lautes Gelächter, irgendwo schrie ein kleines Kind.

Meine Hände wurden feucht und ich warf Mam einen Blick zu. Sie war bleicher als das kleine Schlossgespenst, stierte konzentriert auf ihre Fingernägel und zuckte jedes Mal zusam-men, wenn irgendwo eine Tür geöffnet wurde. Hoffentlich hatte diese Warterei bald ein Ende. Jetzt war ich es, die nach ihrer Hand griff.

Endlich kam eine Schwester und brachte uns in mein Zimmer, das ich mit einem Mädchen teilen würde. Eigentlich war es ganz hübsch hier. Und riesig. Mit einem separaten Vorraum, der im Ernstfall als Schutzzone gegen fiese Keime diente. Es gab große Fenster, die auf einen grünen Innenhof gingen und die Sonne hereinließen. Im Bett neben mir lag Sami. Ihr Anblick ging mir durch und durch. Sie war ein Spiegel dessen, was ich vielleicht bald sein würde: blass, knochig und natürlich kahlköpfig.

Mam schloss kurz die Augen und nickte Sami zu, als wäre sie eine flüchtige Bekannte und nicht meine Zimmernachbarin. Ich schämte mich ein bisschen dafür und bemühte mich, freundlich zu lächeln. Doch das Mädchen drehte sich einfach wortlos um.“

Alle Bilder sind unter tatkräftiger Mithilfe der kleinen Patienten auf der Kinderkrebsstation der Frankfurter Uniklinik entstanden.

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